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Heute wird das Deutsche Rote Kreuz 100 Jahre!

Wie kam es damals eigentlich dazu? Nach der militärischen Niederlage 1918 und dem Sturz der Monarchien muss sich das Rote Kreuz in Deutschland neu sortieren. Die Tätigkeit im Krieg tritt in den Hintergrund, neuer Schwerpunkt ist die Wohlfahrtspflege.

Nach der militärischen Niederlage 1918 und dem Sturz der Monarchien muss sich das Rote Kreuz in Deutschland neu sortieren. Die Tätigkeit im Krieg tritt in den Hintergrund, neuer Schwerpunkt ist die Wohlfahrtspflege.

Eigentlich hätte es schon am 23. Oktober 1920 in Kassel passieren sollen, man kann sich aber nicht einigen und so dauert es bis zum 25. Januar 1921: in Bamberg wird an diesem Dienstag im lichtdurchfluteten Rokokosaal des Rathauses das einheitliche Deutsche Rote Kreuz gegründet.

Vertreter von 24 Landes- und Frauenvereinen verabschieden eine gemeinsame Satzung. Unter den Delegierten auch drei Dresdner: der Geheime Regierungsrat von Bose, der Oberlandesgerichtsrat Wahl für den Sächsischen Landesverein vom Roten Kreuz und der Oberstleutnant a. D. von Gablenz für den Albertverein. Der stenographische Sitzungsbericht vermerkt 13 sächsische Debattenbeiträge, überproportional viele.

Nach über zweijähriger Diskussion geht es in der letzten Tagesveranstaltung noch einmal um die ewigen Themen des Roten Kreuzes: Einheit gegen Selbständigkeit der Einzelvereine? Darf der Hauptvorstand in Berlin auf dem Gebiet der Landesvereine Spenden sammeln? Haben die ehrenamtlichen Kolonnen Stimmrechte?

Ein Delegierter wird sehr deutlich: „Bisher waren in den Vorständen die gebildeten Berufskreise vorwiegend vertreten, in den Kolonnen seien viele Mitglieder aus Arbeiterkreisen, die bei Erlangung eines bestimmenden Einflusses eine Veränderung der Gestaltung selber anstreben könnten. Darin liege eine gewisse Gefahr, besonders für das Vereinsvermögen.“ Andere wollen die Kolonnen, in denen viele Ärzte mitwirken, stärken, als Gegengewicht gegen die Arbeitersamariter-Kolonnen. Die Zerrissenheit der Weimarer Republik.

Aber auch Protokollarisches spielt eine Rolle: der Titel „Vorsitzender“ wird durch „Präsident “ ersetzt, obwohl das dem Geschmack des Amtsinhabers von Winterfeldt nicht entspricht und einige das Wort als unpassendes Fremdwort ablehnen.

Am Ende des Tages wird die Satzung per Akklamation en bloc angenommen. Die Versammlung erhebt sich. Der Vorsitzende ruft aus: „Dieser Augenblick ist ein historischer!“ Das Deutsche Rote Kreuz ist offiziell gegründet. Da die meisten deutschen Rotkreuz-Verbände schon über 50 Jahre tätig und von Genf de facto anerkannt sind, hält das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ein förmliches Anerkennungsverfahren nicht für erforderlich.

Fotobeschreibung: Deutsche Kinder werden auf Initiative des DRK nach dem 1. Weltkrieg zu Erholungsaufenthalten nach Skandinavien geschickt. Die Kinder am Fenster eines Zugabteils stehen vor einer Fahrt nach Schweden. Vor dem Zug eine DRK Schwester, welche sie dabei begleitet.

Foto © Alfred Grohs / Koloration: Sven Rogge / DRK Sachsen

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