Der demografische Wandel in Sachsen ist durch einen zunehmend höheren Anteil älterer Menschen im Vergleich zu jüngeren sowie durch große regionale Unterschiede in Dichte und Altersdurchschnitt der Bevölkerung gekennzeichnet. Er wurde nicht nur durch eine höhere Lebenserwartung und die Abnahme der Geburtenzahlen verursacht, sondern auch durch die Abwanderung vor allem junger Menschen in andere Bundesländer und ins Ausland. Ursachen für die Abwanderung waren und sind die Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die weitaus schlechteren Beschäftigungs- und Einkommenschancen vieler – auch gut ausgebildeter – Menschen in Sachsen gegenüber z.B. den Bundesländern im Westen Deutschlands nach der Wende. Eine gravierende Folge ist der Fachkräftemangel, der nicht nur in produzierenden Bereichen, sondern vor allem auch im Dienstleistungssektor insbesondere auch in den so genannten SAHGE-Berufen(Berufe der sozialen Arbeit, haushaltsnahe Dienstleistungsberufe, Gesundheitsberufe und Erzieherberufe) offensichtlich ist. Weitere gesellschaftliche Entwicklungen verschärfen die Situation in den SAHGE-Berufen. Die Bewertung von Berufen mit einem hohen Anteil von personenbezogener Arbeit, d.h. von mit und an Menschen, ist gesellschaftlich weit niedriger als die Arbeit in der Produktion. Das ist an den branchenbezogenen Einkommensunterschieden ersichtlich. In diesen schlechter bezahlten Berufen ist der Frauenanteil gewöhnlich überdurchschnittlich hoch.
Ausgehend von dieser Ursachenbeschreibung sieht es die DIE LINKE als unbedingt erforderlich an, strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeits- und Einkommensbedingungen in den SAHGE-Berufen deutlich zu verbessern, indem die Einkommen, vor allem auch in der Pflege, deutlich angehoben werden, so dass sowohl die Unterschiede zwischen Ost und West abgebaut als auch zwischen den Berufsgruppen reduziert werden. Es muss gesetzliche Personalbemessungsregelungen insbesondere in den Gesundheitsberufen geben. Die sozialen Sicherungssysteme und auch Förderprogramme müssen so gestaltet werden, dass alle er-brachten, notwendigen Leistungen vergütet werden bzw. Eigenanteile von Leistungs- und/oder Fördermittelempfängern entfallen (können).
Als LINKE wollen wir die Attraktivität dieser Berufe erhöhen, indem die Ausbildungen kostenfrei sind und als duale Ausbildungen durchgeführt werden, Ausbildungsvergütungen gezahlt und problemlose Übergänge in höhere Qualifikationsstufen bis hin zum Studium eröffnet werden. Dazu muss es in Sachsen attraktive und gut erreichbare Ausbildungs- und Studienangebote geben.
Wir stehen dafür, Menschen in allen Regionen Sachsens zu halten, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Dazu müssen die Unterschiede in den Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land durch die Gewährleistung bedarfsgerechter sozialer und technischer Infrastrukturen in allen Landesteilen wieder verringert werden. Wir wollen auch Anreize schaffen, damit soziale Berufe für Migrantinnen und Migranten interessanter werden, z.B. durch Werbung in migrantischen Communities und Ausbildungen mit erweitertem Sprachunterricht, vor allem auch in der Pflege.
Wir setzen uns zudem dafür ein, dass in landesweiten Fachkräftemonitorings und -konzepten sowie Förderprogrammen auch SAHGE-Berufe Berücksichtigung finden. Selbstverständlich unterstützen wir Maßnahmen der Berufsorientierung und -werbung, die sich auch an männliche Jugendliche richten müssen, sowie öffentliche Kampagnen zur Verbesserung des Images dieser Berufe.