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145. Todestag vom Marie Simon

Marie Simon zeigt Königin Carola die Arbeit der Albertinerinnen in der Heilstätte für Invaliden / Frauenstadtarchiv Dresden, Ruth Venske, Freiberg

Am 20. Februar 1877 stirbt Marie Simon, neben Kronprinzessin Carola die entscheidende Gründungspersönlichkeit des Roten Kreuzes in Sachsen, im Alter von nur 52 Jahren. Sie ist populär, hoch geachtet und vielfach ausgezeichnet: Eine mutige, anpackende Frau, die sich immer wieder bestimmt und resolut dafür einsetzt, Verwundeten und Kranken nach den Grundsätzen des Roten Kreuzes zu helfen.

Über den Trauerzug und die Beisetzung auf dem Trinitatisfriedhof am 22. Februar 1877 berichten die Dresdner Nachrichten: „Schon eine Stunde vorher war der Kirchhof im Innern, zumeist aber am Eingange dicht belagert von einer ungemein zahlreichen Menge, die von Minute zu Minute an Zahl wuchs und bei der Ankunft des Conducts eine Bedenken erregende Menge bildete, die sich denn auch schonungslos über die Gräber hinwegstürzte und das Vorschreiten des Trauerzugs selbst in den engen Wegen mehrfach ganz bedeutend erschwerte.“

Nicht nur in Sachsen wird um „Mutter Simon“ getrauert. In München unterbricht Dr. med. Ludwig Mayer seine für Pflegerinnen gehaltenen Vorlesungen über weibliche Krankenpflege mit einer Trauerbotschaft, die uns erhalten geblieben ist:

„Ich muss Sie heute leider mit einer Trauerbotschaft scheiden lassen. Frau Marie Simon, allbekannt als „Mutter Simon“ ist in der Nacht vom 21. auf den 22. Februar zu Loschwitz in Sachsen gestorben. Sie war in Dresden an den Inhaber einer Weisswaarenhandlung verheirathet. Als nach den ersten Schlachten des böhmisehen Krieges im Jahre 1866 die herzzerreissende Kunde aber das Elend erschollen, das unter den Verwundeten und Kranken auf den Schlachtfeldern herrschte, da eilte sie in frohem Opfermuthe nach der Schlacht bei Königgrätz zu den Lazarethen, wo sie die ersten Thaten ihrer Liebe verrichtete. So war sie 17 Wochen thätig in Böhmen.

Als die Königin Carola 1867 den Albert-Verein in‘s Leben treten liess, berief sie die durch ihre Opferfreudigkeit und Energie, wie durch ihre Umsicht und ihr organisatorisches Talent ausgezeichnete Frau in‘s Directorium. Als der Kriegstanz am Rhein begann, da eilte sie an der Spitze der aus dieser Schule hervorgegangenen Pflegerinnen auf das Schlachtfeld. Von Homburg in der Pfalz aus war sie aller Orten der rettende Enge1 in den blutigen Tagen von Metz sowol als in den schreklichen Kämpfen um Sedan. Von Sedan eilte sie nach Chateau Thierry und als später die Eisenbahn bis Lagny fahrbar wurde, verlegte sie ihre Thätigkeit nach diesem Orte, dicht hinter der Aufstellung der Pariser Belagerungs-Armee. So war sie vom 5. August 1870 bis 11. März 1871 unermüdlich thätig. Allein damit endete ihr Wirken nicht. 

Im April 1872 gründete sie mit Unterstützung anderer deutscher Frauenherzen in Loschwitz eine Heilstätte für deutsche Invaliden, welche am 1. Juni 1876 als „Deutsche Heilstätte für Invalide und Kranke“ unter die Protection der Königin Carola kam. Endlich schrieb sie auch noch ein praktisches Handbuch über Krankenpflege. So wurde dieses Weib aus dem Volke die sächsische Miss Nightingale und zahlreiche Orden und Ehrenzeichen schmükten ihre Brust. Auch die bessten Menschen wandeln den Weg alles Sterblichen; in der Geschichte der deutschen Krankenpflege aber wird ihr populärer Name stets eine ehrenvolle Stelle behalten und so manche Thräne eines dankbaren Tapferen wird als die schönste Blume ihr Grab zieren!“

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