Marie Simon – Die vergessene Vorkämpferin des Roten Kreuzes

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in den europäischen Staaten das moderne humanitäre Völkerrecht, das freiwillige Sanitätswesen und die professionelle Krankenpflege. Herausragende Protagonisten sind Henry Dunant, Florence Nightingale und Marie Simon.

Marie Simon umsorgt und verpflegt in zwei Kriegen unermüdlich für verwundete und kranke Soldaten auf den Schlachtfeldern und sorgt dafür, dass die Krankenpflege als Beruf anerkannt wird und dass Krankenpflegerinnen fundiertes Wissen vermittelt wird.

Vollständige Biografie - Marie Simon

Die Sorbin, geboren am 26. August 1824 in Doberschau bei Bautzen, wächst auf dem Hofgut ihres Großvaters auf. Als Jugendliche bringt sie sich selbst pflegerische Kenntnisse bei und hospitiert im Diakonissenkrankenhaus in Dresden und in der Universitätsklinik in Leipzig. Mit 22 Jahren zieht sie nach Dresden, heiratet dort 1846 und führt mit ihrem Ehemann Friedrich Anton am Altmarkt 26 ein Spitzen- und Weißwarengeschäft.

Während des deutsch-österreichischen Krieges im Sommer 1866 sucht Marie Simon die Schlachtfelder in Böhmen auf, wo sie hunderte von Verwundeten völlig unversorgt vorfindet. Zurück in Dresden wird sie von dem gerade 5 Wochen zuvor gegründeten „Internationalen Verein zur Pflege im Kriege verwundeter und kranker Soldaten für das Königreich Sachsen“ beauftragt, Hilfe zu organisieren. Mit Rotkreuz-Armbinde und großen Mengen Verbandsmaterial kehrt sie nach Böhmen zurück, um verwundete und kranke Soldaten zu versorgen. Sie organisiert den Rücktransport der Verwundeten in die Heimat und setzt dabei durch, dass auch die preußischen Verwundeten, die auf der gegnerischen Seite gekämpft hatten, mitgenommen werden.

Kronprinzessin Carola von Sachsen beruft Marie Simon als einzige Bürgerliche in das Direktorium des im September 1867 gegründeten Albertvereins. Ihre Aufgabe ist dort die Ausbildung der Krankenpflegerinnen und die Leitung der Armenkrankenpflege.
Der nächste Einsatz kommt im deutsch-französischen Krieg 1870/71. Sie arbeitet 7 Monate lang ohne Unterbrechung als Krankenschwester und Lazarettköchin und leitet den Einsatz der Albertinerinnen. Wohl nicht ohne Grund ist sie zu Beginn des Einsatzes angewiesen worden, nichts eigenmächtig zu unternehmen. Dazu schreibt sie einer Freundin: „Aber ich nehme es nicht so streng, und werde nicht müßige Zuschauerin bleiben, so es zu handeln gilt …“ Mit dieser menschenfreundlichen Haltung und ihrer unparteilichen und resoluten Tatkraft ist sie erfolgreich und tut viel mehr, als nur ihre Aufgabe zu erfüllen. Ihre unerschrockenen Taten werden verbreitet und bewundert; Zeitgenossen nennen sie „Mutter Simon“ und „la Nightingale allemande“.


Ihre Erlebnisse als leidenschaftliche Krankenpflegerin, ihre Erfahrungen und ihr fachliches Wissen veröffentlicht sie in einem Buch mit Briefen und Tagebucheintragungen und in einem Lehrbuch zur Krankenpflege. Unermüdlich kämpft sie dafür, die Krankenpflege zu professionalisieren und als Beruf für Frauen zu etablieren: ihr Beitrag zur Emanzipation der Frauen. Ihre Streitbarkeit sorgt für Anerkennung und Sympathien, aber auch für Anfeindungen. Menschlichkeit, unparteilich und Internationalität – die elementaren Grundsätze der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung – verwirklicht und verkörpert sie. In der Gründungsphase des Roten Kreuzes beweist sie im Königreich Sachsen den praktischen Nutzen der neuen humanitären Bewegung in der Krankenpflege und bei Hilfsoperationen im Feld.


Für diese beiden Aufgaben, die auch heute die wesentlichen Säulen unserer Arbeit im Roten Kreuz sind, legt sie die Fundamente und konkretisiert so die Ideen Henry Dunants, der sie als „Vorbild der werktätigen Barmherzigkeit“ lobt.
Weil sie mit einfachen Mitteln und freiwilligem Engagement anpackt, um Menschen in Not zu helfen, taugt Marie Simon auch heute als Vorbild für Helferinnen und Helfer im Roten Kreuz.


1872 gründet Marie Simon die „Deutsche Heilstätte für Invalide und Kranke“ in Loschwitz bei Dresden, eine Klinik zur Nachbehandlung von Kriegsbeschädigten, der eine Ausbildungseinrichtung für Krankenpflegerinnen angeschlossen ist ; alles mit eigenen Mitteln und Spenden finanziert. Die Heilstätte existiert bis 1912, wird im 1. Weltkrieg als Lazarett genutzt und ist heute eine Wohnanlage.


Marie Simon ist eine mutige, unerschrockene Frau mit gewaltiger Energie, die sich immer wieder bestimmt und resolut gegen Obrigkeiten durchsetzt, um Verwundeten und Kranken zu helfen. Sie ist berühmt, hochgeachtet und wird vielfach ausgezeichnet; schon 1867 erhält sie während des ersten Kongresses der Genfer Konvention eine Goldmedaille für ihre Verdienste um die Krankenpflege, genauso wie Florence Nightingale.


Am späten Abend des 20. Februar 1877 stirbt Marie Simon an einer Nierenentzündung im Alter von nur 52 Jahren. 

Es ist schlicht nicht zu verstehen, warum diese beeindruckende Gründungsmutter des Roten Kreuzes, die zu Lebzeiten in Sachsen und Deutschland überaus populär ist, im 20. Jahrhundert in Vergessenheit gerät.

Marie Simons Original Rezepte

1. Wassersuppen

Semmelsuppe
Man schneidet für 1 Pfennig altbackene Semmel in
Scheiben, gießt kochendes Wasser darüber, quirlt sie tüchtig
und schlägt sie durch ein Sieb, tut etwas Salz und
frische Butter dazu und lässt es noch einmal aufkochen.
Oder man schneidet die Semmel auf einen Teller, tut
etwas Salz und Butter dazu, gießt kochendes Wasser
darauf und rührt es untereinander.


Hafergrützsuppe
Man brüht ½  Tasse voll enthülster Hafergrütze
gut ab, setzt sie mit ½ Liter kaltem Wasser ans Feuer,
lässt sie 1 ½ —2 Stunden ganz langsam kochen, gießt sie
durch ein Sieb, tut Salz und frische Butter dazu und
lässt sie noch einmal aufkochen.


Gerstenschleimsuppe
½ Tassenkopf voll großer Gerstengraupen wird, gut
abgebrüht, mit ½ Liter kaltem Wasser 1,5 - Stunden
langsam gekocht, durch ein Sieb gerührt und mit Salz
und frischer Butter aufgekocht.


Mehlsuppe
Ein reichlicher Esslöffel gutes Weizen- oder Roggen-
Mehl wird mit kaltem Wasser angerührt, in ¼ Liter
kochendem Wasser gequirlt und unter beständigem Rühren
mit Salz und frischer Butter noch einige Male aufgekocht.


Grießsuppe (zwei Portionen)
½ Tassenkopf feiner Gries wird, in etwas Kaltem
Wasser eingeweicht, in ½ Liter kochendes Wasser unter
fortwährendem Rühren getan und nach Zusatz von
frischer Butter noch ¼ Stunde gekocht. Alle diese Suppen
können auch, anstatt der Butter, wenn der Arzt es erlaubt,
einen Zusatz von Milch, auch Zucker, erhalten.
 

2. Milchsuppen

Milchsuppe (zwei Portionen)
¼ Liter Milch wird, wenn dieselbe unverdünnt und
wirklich frisch von der Kuh ist, mit ¼ Liter Wasser auf-
gekocht (sonst ohne das Wasser), ein gehäufter, mit kalter
Milch angerührter Esslöffel Weizenmehl dazu geschüttet und
mit etwas Salz noch einige Augenblicke gekocht. 
Anstatt des Weizenmehles kann man auch Kartoffelmehl.
Arrowroot (Pfeilwurzelmehl), Maizena (Maismehl) oder Tapioka ( ost-
indischen Sago) nehmen, doch müssen, mit Ausnahme des
Kartoffelmehls, alle diese Mehlarten 10 Minuten kochen.
Nimmt man anstatt des Mehls Gries, so braucht man ½ 
Tassenkopf voll, der ebenfalls mit kalter Milch angerührt
und unter beständigem Rühren ½ Stunde gekocht wird.
 

3. Leichte Bouillonsuppen

Gerstenschleimsuppe (zwei Portionen)
1/2 Tassenkopf großer Gerstengraupen, gut abgebrüht,
wird, mit 1 Liter kaltem Wasser aufgesetzt, 1 ½ -2 Stunden
langsam gekocht, durch ein Sieb gerührt und zu ½ Liter
leichter Bouillon gegossen.


Grießsuppe
3 Esslöffel Gries werden mit etwas kalter Bouillon
oder, in Ermangelung derselben, mit Wasser angerührt und
in ½ Liter leichter Bouillon noch ¼ Stunde lang gekocht.


Nudelsuppe
2 Esslöffel selbstgefertigter Nudeln lässt man in ½ 
Liter leichter Bouillon weichkochen, indem man sie in
die kochende Bouillon schüttet.


Semmelsuppe
Man schneidet für 1 Pfennig Semmel in Scheiben
und gießt einen viertel Liter kochende Bouillon darauf.
 

4. Kräftige Bouillonsuppen

Rindfleischbouillon
1 ½ Pfund derbes Rindfleisch wird, in kleine Stücke
geschnitten, mit 1 Liter kaltem Wasser, gut zugedeckt, ans
Feuer gesetzt und 2–3 Stunden lang gekocht. Die so
gewonnene Bouillon gießt man durch ein Sieb, tut
2 Esslöffel voll gut ausgequollenen Gries, Reis oder
Sago und etwas Salz hinein und lässt es noch einmal
damit aufkochen.


Kalbfleischbouillon
½ Pfund kleingeschnittenes Kalbfleisch wird mit
1 Liter kaltem Wasser 2-3 Stunden gekocht, durch ein
Sieb gegossen, gesalzen; wenn es erlaubt ist, werden einige
geröstete Semmelschnitten hineingetan oder ein gehäufter
Esslöffel Gries, der, mit kaltem Wasser angerührt, in
der Bouillon noch garkochen muss.


Taubenbouillon
Eine ausgenommene Taube wird zerlegt mit ½ Liter
kaltem Wasser angesetzt und 2 Stunden gekocht, die
Flüssigkeit durch ein Sieb gegossen, gesalzen und ein 
gehäufter Esslöffel Gries, mit kalter Bouillon angerührt,
in ersterer weichgekocht.


Hühnersuppe
Ein ausgewachsenes Huhn wird gereinigt, mit zwei
Liter kaltem Wasser angesetzt und zwei Stunden gekocht;
dann nimmt man es heraus, löst das Fleisch von den
Knochen, zerkleinert diese, tut Alles in die Bouillon,
lässt es noch zwei Stunden kochen, und gießt es durch
ein Sieb; das Fett wird rein abgeschöpft. Dann schmelzt
man etwas frische Butter in einer kleinen Kasserolle,
rührt einen Esslöffel feines Mehl darin klar, gießt 
allmählich unter beständigem Rühren von der Bouillon
etwas dazu und lässt dann das Ganze noch einmal mit
einander aufkochen.


Sehr kräftige Bouillon
Hierzu gibt Dr. Schnee in Karlsbad das Rezept.
1 Pfund kleingeschnittenes derbes Rindfleisch wird in eine
von ihm erfundene luftdicht verschlossene Zinnbüchse
getan, welche man nach dem Zusatz von drei Löffel
kaltem Wasser schließt, in ein Gefäß mit kaltem Wasser
stellt und 3—4 Stunden kochen lässt.
Diese Bouillon eignet sich besonders für Kranke, deren
Verdauung gelitten hat; ich weiß, dass Kranke während 
der Karlsbader Kur wochenlang nur von solcher Bouillon
leben. Als Ersatz für die Zinnbüchse kann man eine 
starke Glasbüchse mit breiter Öffnung nehmen und dieselbe mit 
Blase oder Guttapercha Papier (Gummiartiger, kautschukähnlicher
Stoff auf dem eingetrockneten, koagulierten Milchsaft von
verschiedenen Sapotengewächsen) verschließen.


Bouillon aus Fleischextrakt
Etwas Mohrrübe und Petersilienwurzel werden in
¼ Liter Wasser weichgekocht, durch ein Sieb gegossen; dann
wird Gries, Sago oder mit Butter verrührtes Mehl dazu
getan; hierauf tut man einen Teelöffel Fleischextrakt
hinzu und lässt Alles noch einmal aufkochen.

5. Stärkende Suppen

Sagosuppe mit Wein
1 Tassenkopf voll Tapioka lässt man in etwas Wasser
aufweichen und mit einem Zusatz von Zitronenschale,
Zimt, 2 Nelken und Zucker klar kochen; dann gießt
man ¼ Liter Rotwein hinzu und lässt es noch einmal
aufkochen.


Biersuppe
¼ Liter einfaches Bier (Braunbier) wird mit etwas
Kümmel und einigen Stückchen altem Brot tüchtig durch-
gekocht, durch ein Sieb gerührt, mit einem Stückchen
Butter und etwas Salz noch einmal aufgekocht und mit
einem Ei und etwas Kartoffelmehl, in kaltes Bier gequirlt, abgezogen.


Biersuppe mit Milch
¼ Liter Bier wird mit Zucker, Salz und etwas
Butter gekocht; 1 Esslöffel Mehl wird in Milch klar
gequirlt, unter fortwährendem Rühren hineingetan und
aufgekocht.

6. Getränke

Apfelwasser
Einige säuerliche, kleingeschnittene Äpfel werden ¼ 
Stunde in etwas Wasser gekocht, durch ein Haarsieb
gegossen, abgekühlt und mit Zucker dem Kranken als
Getränk verabreicht.

Brotwasser
Einige Stückchen geröstetes Roggenbrot bleiben in
etwas Kaltem Wasser 2 Stunden liegen; dann wird das
Wasser abgegossen, Zucker und etwas Frucht- oder Zitronensaft zugesetzt.

Hafergrütztrank
1 Esslöffel Hafergrütze wird in ½ Liter Wasser weich-
gekocht, durch ein Sieb gegossen und nach dem Erkalten
Zucker und Rotwein zugesetzt.

Reiswasser
5–6 Loth (1 Loth = 16,666g; 5-6 Loth entsprechen 80-100g)  Reis
werden ½  Stunde in 1 Liter Wasser gekocht, die Flüssigkeit durchgegossen,
mit Zucker und etwas Zitronensaft vermischt.

Eierwasser
1 Eidotter wird mit 2 Teelöffel gestoßenem Zucker
schaumig geschlagen und mit 1 Liter kaltem Wasser und
2 Löffel Rotwein vermischt.

Limonade von Rotwein
1 Glas kaltes Wasser wird mit 1–2 Esslöffel gutem
Rotwein, etwas Zitronensaft und Zucker vermischt.
Ich mache darauf aufmerksam, dass mir Fruchtsirup für
Kranke durchaus nicht zuträglich erscheint, weil
die Verdauung dadurch leidet. Im Anfang wird freilich
das Getränk, welches keinen oder wenig Zucker enthält,
nicht so gern genommen, doch ist das nur 
Gewohnheitssache; das so süße Getränk wird den Kranken leicht
widerlich. Ein sehr erquickendes Getränk für Magen- und
Schleimhautkranke ist starker schwarzer Tee oder Kaffee
teelöffelweise in ein Glas kaltes Wasser getan.
 

7. Gelees und andere süße Speisen

Weingelees
2 gut gereinigte Kalbsfüße werden mit 1 ½ Liter
Wasser so lange gekocht, bis sie auseinandergehen und
das Wasser zur Hälfte eingekocht ist, dann durch ein Sieb
gegossen und mit 2 Esslöffel Zucker, etwas Zitronenschale
und ¼ Liter gutem Weißwein langsam etwas gekocht.
Dann gießt man die Masse durch ein feines Tuch und
lässt sie erkalten.


Apfelgelee
12—15 gut gewaschene säuerliche Äpfel, die man
vorher in Stücke zerschnitten, lässt man in 1 ½ Liter
Wasser weichkochen, gießt Alles durch ein feines Tuch,
fügt so viel Zucker hinzu, dass auf 1 Pfund Flüssigkeit
½ - ¾   Pfund Zucker kommen, lässt es zu einem dicken
Sirup einkochen und gießt es dann in ein Gefäß.
Die im Sieb zurückgebliebene Masse kann man auch noch
verwenden, indem man sie so auspresst, dass nur die
Schalen zurückbleiben. Mit Zucker vermischt, wird dieses
Mus gern genossen. Um recht schönes weißes Apfelmus zu erhalten, 
schneidet man einige geschälte Äpfelklein,
kocht sie ohne das Kernhaus mit wenig Wasser weich,
schlägt die Masse durch und versüßt sie nach Geschmack.


Weingelee aus Salep 
2 gehäufte Teelöffel werden mit kaltem Wasser angerührt,
in ¼ Liter kochendem Wasser ausgequollen und
mit 1/8 Liter Rotwein, Zucker, Zitronenschale und Saft
noch einmal aufgekocht.
(Salep = Mehl aus den getrockneten Wurzelknollen verschiedener Erd-Orchideen)


Milchreis
½ Tassenkopf Reis wird mehrere Stunden eingewässert,
3-mal abgebrüht und dann in ½ Liter Milch
mit Zitronenschale und Zucker weichgekocht. Sobald er
erkaltet ist, serviert man ihn mit Fruchtsaft, den man 
etwas verdünnt. Oder man bereitet eine Sauce: Zu
1/8 Liter Wasser, das mit Zitronenschale, Zimt, Zucker
und Wein (von letzterem ein Glas voll) gekocht hat, rührt
man einen Teelöffel in kaltem Wasser ab gequirltes
Kartoffelmehl, Arrowroot oder Maizena und lässt dies
noch 7-10 Minuten kochen.


Milchgries
1 knapper Tassenkopf feiner Gries wird in etwas
kalter Milch eingerührt und unter beständigem Rühren in
11/2 Liter Milch gekocht. Nach Zusatz von etwas Zucker,
Zitronenschale und (nach Erlaubnis) etwas Vanille wird
der weichgekochte Brei in eine mit kaltem Wasser aus-
gespülte Form geschüttet, erkaltet und umgestürzt. Dazu
gibt man dieselbe Sauce wie zum Milchreis.


Rote Grütze
Wenn man eigenbereiteten Fruchtsaft hat, so kocht
man ¼ Liter Himbeer-, ¼ Liter Johannisbeer- und
1/8 Liter Kirschsaft leicht auf und setzt unter beständigem
Rühren 2–3 Esslöffel in Wasser klar gerührtes Mais-,
Reis- oder Kartoffelmehl, auch Arrowroot hinzu, lässt es
weichkochen und serviert es kalt.
Oder: 2 Esslöffel in Wasser angerührten feinen Gries
oder Tapioka kocht man mit Zucker in 1/8 Liter Wasser
gar und lässt dies nach Zusatz von ½ Tassenkopf Roth-
Wein noch einmal aufkochen.

Zwischenspeisen
welche dem Kranken auch als Frühstück gegeben werden
können. Es gehören dazu vor Allem die verschiedenartig
belegten Semmelscheiben, z. B. mit Kalbs- oder Rinder-
braten, roher Schinken, gewiegt oder ganz fein geschnitten;
auch gut entwässerte Sardelle oder Hering, welche besonders
appetitreizend sind.


Haché von Kalbfleisch
½ Pfund derbes Kalbfleisch, gargekocht, wird fein
gewiegt; dann schmelzt man etwas frische Butter, rührt
1 Löffel Weizenmehl darin klar, gießt Bouillon dazu,
fügt nach dem Aufkochen das gewiegte Fleisch hinzu,
falzt es und lässt es noch kurze Zeit ziehen. In gleicher
Weise bereitet man Haché von Huhn, Taube, Kalbsmilch (Kalbsbries),
Kalbszunge u. s. w.


Frikassee von Huhn, Taube, Kalbsmilch
Das gut gereinigte Fleisch wird mit Salz weich-
gekocht, durch ein Sieb gegossen und in kleine Stücke
geschnitten. Dann rührt man in zerlassener Butter 1 Löffel
Weizenmehl klar und lässt es mit etwas Bouillon zu
einer seimigen Sauce kochen; mit einem Ei und einer
Messerspitze Kartoffelmehl, in Wasser gequirlt, rührt man 
diese Sauce ab, tut den Saft einer halben Zitrone,
etwas Schale und das geschnittene Fleisch hinein und
lässt es noch einige Zeit auf einer heißen Stelle ziehen.

8. Gebratene und gedünstete Fleischspeisen

Beefsteak
Eine zwei Finger starke Scheibe von Rindslende wird
von Haut und Fett befreit und auf beiden Seiten mit
Salz eingerieben. Dann tut man ein Stückchen Butter
in eine Pfanne, lässt sie kochen, bis sie nicht mehr zischt,
legt das Fleisch hinein und lässt dieses auf beiden Seiten
nur so lange braten, bis es nicht mehr roh ist. Sobald
man sich durch einen kleinen Einschnitt überzeugt hat, dass
es gut ist, richtet man es dem Kranken ohne die fette
Sauce an, welche diesem nichts nützt.


Gedünstetes (geschmortes) Rindfleisch
1 Pfund derbes Rindfleisch wird wie oben angegeben 
zubereitet, mit einem guten Stück Butter (1/8 Pfund),
etwas Brotrinde, 3 Esslöffel kaltem Wasser gut zugedeckt
ans Feuer gesetzt und langsam gedünstet. In gleicher
Weise dünstet man Kalbfleisch und Wildbret.
 

Gedünstetes Huhn, Taube
Ein junges, gut gereinigtes Huhn (Taube) wird mit
der Brust in etwas zerlassene Butter gelegt, gesalzen, gut
zugedeckt und langsam weich gedünstet. Ist die Butter
sehr eingebraten, so tut man löffelweise Bouillon oder
heißes Wasser dazu. Alles gedünstete Fleisch muss in 
irdenem Geschirr aufgesetzt werden.
 

Gebratenes Huhn
Man trennt von dem gut gereinigten Huhn Brust und
Keulen, entfernt von beiden die Haut, klopft das Fleisch,
bestreut es mit Salz und brät es langsam in gelbbraun
gewordener Butter weich. Den Rest des Tieres benutzt
man zur Bouillon.
 

9. Gemüse

Linsen- oder Bohnenmehlbrei
2 Löffel Linsen- oder Bohnenmehl werden mit etwas
Weizenmehl in kalter Bouillon oder Wasser angerührt, in
1/2 Liter kochende Bouillon getan und unter beständigem
Rühren gekocht. Etwas Fleischextrakt oder feingewiegtes
Fleisch kann man nach Belieben dazutun.
 

Grüne Bohnen
Bohnen werden feingeschnitten, gewaschen, schwach
gesalzen, in Wasser einmal aufgekocht und abgegossen.
Dann lässt man sie entweder wieder mit kochendem
Wasser garkochen, gießt dieses ab und lässt die Bohnen
mit einem Stückchen frischer Butter ziehen, oder man
setzt sie in siedender Bouillon auf. Dann tut man ein
Stückchen Butter in eine Pfanne, lässt 1 Esslöffel Mehl
darin schwitzen, gießt die Bohnenbrühe dazu, lässt es
klarkochen und die Bohnen darin durchziehen.


Mohrrüben
werden geputzt, gewaschen, in kleine Stücke geschnitten
und wie die Bohnen bereitet.
 

Spinat
putzt man, indem man die Wurzeln, die Keimblättchen
und groben Stiele abschneidet; dann wird er mehrere mal
gewaschen, in schwachem Salzwasser aufgekocht, abgegossen
und ganz fein gewiegt. Dann schwitzt man frische Butter
mit etwas Mehl, gießt kochende Brühe hinein, lässt
dies klarkochen, tut den Spinat hinein und lässt ihn
langsam ziehen.

Gemüse von Staudensalat und Endivien
bereitet man in gleicher Weise.
 

10. Kompott

Beerenkompott
bereitet man aus Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Kirschen,
Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren,
Heidelbeeren, Brombeeren, Maulbeeren und Preiselbeeren, indem
man sie ohne jegliches Gewürz, mit Zucker und sehr
wenig Wasser kocht. Selbstverständlich werden sie, je
nach ihrer Art, geschält und ausgekernt. Sämtliche
Beerenfrüchte sind ihrer kleinen Kerne wegen durch ein 
Sieb zu streichen.
 

Mohrrüben Kompott
bereitet man, indem man die Rüben abputzt und kleinschneidet,
mit kaltem Wasser ansetzt, halb weichkocht und dann abgießt.
Sie werden dann mit Zucker, etwas Wasser und einigen Nelken
weichgekocht; den Saft kann man später noch einmal abgießen und einkochen.
Ist dem Kranken Rotwein zur Stärkung verordnet
und dieser nimmt ihn nicht gern, so kann man Zwieback
oder geröstetes Brod in den Wein tauchen und dies dem
Kranken reichen.

Diese angeführten Speisen sind selbst für verwöhnte Rekonvaleszenten ausreichend; werden weitere Delikatessen gewünscht und erlaubt, so geben Kochbücher die Anleitung dazu, doch müssen scharfe Gewürze und alle ins Blut gehende, reizende Sachen vermieden werden.

Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende Spenden