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Marie Simon – Die vergessene Vorkämpferin des Roten Kreuzes

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in den europäischen Staaten das moderne humanitäre Völkerrecht, das freiwillige Sanitätswesen und die professionelle Krankenpflege. Herausragende Protagonisten sind Henry Dunant, Florence Nightingale und Marie Simon.

Marie Simon umsorgt und verpflegt in zwei Kriegen unermüdlich für verwundete und kranke Soldaten auf den Schlachtfeldern und sorgt dafür, dass die Krankenpflege als Beruf anerkannt wird und dass Krankenpflegerinnen fundiertes Wissen vermittelt wird.

 

  • Vollständige Biografie - Marie Simon

    Die Sorbin, geboren am 26. August 1824 in Doberschau bei Bautzen, wächst auf dem Hofgut ihres Großvaters auf. Als Jugendliche bringt sie sich selbst pflegerische Kenntnisse bei und hospitiert im Diakonissenkrankenhaus in Dresden und in der Universitätsklinik in Leipzig. Mit 22 Jahren zieht sie nach Dresden, heiratet dort 1846 und führt mit ihrem Ehemann Friedrich Anton am Altmarkt 26 ein Spitzen- und Weißwarengeschäft.

    Während des deutsch-österreichischen Krieges im Sommer 1866 sucht Marie Simon die Schlachtfelder in Böhmen auf, wo sie hunderte von Verwundeten völlig unversorgt vorfindet. Zurück in Dresden wird sie von dem gerade 5 Wochen zuvor gegründeten „Internationalen Verein zur Pflege im Kriege verwundeter und kranker Soldaten für das Königreich Sachsen“ beauftragt, Hilfe zu organisieren. Mit Rotkreuz-Armbinde und großen Mengen Verbandsmaterial kehrt sie nach Böhmen zurück, um verwundete und kranke Soldaten zu versorgen. Sie organisiert den Rücktransport der Verwundeten in die Heimat und setzt dabei durch, dass auch die preußischen Verwundeten, die auf der gegnerischen Seite gekämpft hatten, mitgenommen werden.

    Kronprinzessin Carola von Sachsen beruft Marie Simon als einzige Bürgerliche in das Direktorium des im September 1867 gegründeten Albertvereins. Ihre Aufgabe ist dort die Ausbildung der Krankenpflegerinnen und die Leitung der Armenkrankenpflege.
    Der nächste Einsatz kommt im deutsch-französischen Krieg 1870/71. Sie arbeitet 7 Monate lang ohne Unterbrechung als Krankenschwester und Lazarettköchin und leitet den Einsatz der Albertinerinnen. Wohl nicht ohne Grund ist sie zu Beginn des Einsatzes angewiesen worden, nichts eigenmächtig zu unternehmen. Dazu schreibt sie einer Freundin: „Aber ich nehme es nicht so streng, und werde nicht müßige Zuschauerin bleiben, so es zu handeln gilt …“ Mit dieser menschenfreundlichen Haltung und ihrer unparteilichen und resoluten Tatkraft ist sie erfolgreich und tut viel mehr, als nur ihre Aufgabe zu erfüllen. Ihre unerschrockenen Taten werden verbreitet und bewundert; Zeitgenossen nennen sie „Mutter Simon“ und „la Nightingale allemande“.


    Ihre Erlebnisse als leidenschaftliche Krankenpflegerin, ihre Erfahrungen und ihr fachliches Wissen veröffentlicht sie in einem Buch mit Briefen und Tagebucheintragungen und in einem Lehrbuch zur Krankenpflege. Unermüdlich kämpft sie dafür, die Krankenpflege zu professionalisieren und als Beruf für Frauen zu etablieren: ihr Beitrag zur Emanzipation der Frauen. Ihre Streitbarkeit sorgt für Anerkennung und Sympathien, aber auch für Anfeindungen. Menschlichkeit, unparteilich und Internationalität – die elementaren Grundsätze der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung – verwirklicht und verkörpert sie. In der Gründungsphase des Roten Kreuzes beweist sie im Königreich Sachsen den praktischen Nutzen der neuen humanitären Bewegung in der Krankenpflege und bei Hilfsoperationen im Feld.


    Für diese beiden Aufgaben, die auch heute die wesentlichen Säulen unserer Arbeit im Roten Kreuz sind, legt sie die Fundamente und konkretisiert so die Ideen Henry Dunants, der sie als „Vorbild der werktätigen Barmherzigkeit“ lobt.
    Weil sie mit einfachen Mitteln und freiwilligem Engagement anpackt, um Menschen in Not zu helfen, taugt Marie Simon auch heute als Vorbild für Helferinnen und Helfer im Roten Kreuz.


    1872 gründet Marie Simon die „Deutsche Heilstätte für Invalide und Kranke“ in Loschwitz bei Dresden, eine Klinik zur Nachbehandlung von Kriegsbeschädigten, der eine Ausbildungseinrichtung für Krankenpflegerinnen angeschlossen ist ; alles mit eigenen Mitteln und Spenden finanziert. Die Heilstätte existiert bis 1912, wird im 1. Weltkrieg als Lazarett genutzt und ist heute eine Wohnanlage.


    Marie Simon ist eine mutige, unerschrockene Frau mit gewaltiger Energie, die sich immer wieder bestimmt und resolut gegen Obrigkeiten durchsetzt, um Verwundeten und Kranken zu helfen. Sie ist berühmt, hochgeachtet und wird vielfach ausgezeichnet; schon 1867 erhält sie während des ersten Kongresses der Genfer Konvention eine Goldmedaille für ihre Verdienste um die Krankenpflege, genauso wie Florence Nightingale.


    Am späten Abend des 20. Februar 1877 stirbt Marie Simon an einer Nierenentzündung im Alter von nur 52 Jahren. 



Es ist schlicht nicht zu verstehen, warum diese beeindruckende Gründungsmutter des Roten Kreuzes, die zu Lebzeiten in Sachsen und Deutschland überaus populär ist, im 20. Jahrhundert in Vergessenheit gerät.



Marie Simons Original Rezepte

  • 1. Wassersuppen

    Semmelsuppe
    Man schneidet für 1 Pfennig altbackene Semmel in
    Scheiben, gießt kochendes Wasser darüber, quirlt sie tüchtig
    und schlägt sie durch ein Sieb, tut etwas Salz und
    frische Butter dazu und lässt es noch einmal aufkochen.
    Oder man schneidet die Semmel auf einen Teller, tut
    etwas Salz und Butter dazu, gießt kochendes Wasser
    darauf und rührt es untereinander.


    Hafergrützsuppe
    Man brüht ½  Tasse voll enthülster Hafergrütze
    gut ab, setzt sie mit ½ Liter kaltem Wasser ans Feuer,
    lässt sie 1 ½ —2 Stunden ganz langsam kochen, gießt sie
    durch ein Sieb, tut Salz und frische Butter dazu und
    lässt sie noch einmal aufkochen.


    Gerstenschleimsuppe
    ½ Tassenkopf voll großer Gerstengraupen wird, gut
    abgebrüht, mit ½ Liter kaltem Wasser 1,5 - Stunden
    langsam gekocht, durch ein Sieb gerührt und mit Salz
    und frischer Butter aufgekocht.


    Mehlsuppe
    Ein reichlicher Esslöffel gutes Weizen- oder Roggen-
    Mehl wird mit kaltem Wasser angerührt, in ¼ Liter
    kochendem Wasser gequirlt und unter beständigem Rühren
    mit Salz und frischer Butter noch einige Male aufgekocht.


    Grießsuppe (zwei Portionen)
    ½ Tassenkopf feiner Gries wird, in etwas Kaltem
    Wasser eingeweicht, in ½ Liter kochendes Wasser unter
    fortwährendem Rühren getan und nach Zusatz von
    frischer Butter noch ¼ Stunde gekocht. Alle diese Suppen
    können auch, anstatt der Butter, wenn der Arzt es erlaubt,
    einen Zusatz von Milch, auch Zucker, erhalten.
     

  • 2. Milchsuppen

    Milchsuppe (zwei Portionen)
    ¼ Liter Milch wird, wenn dieselbe unverdünnt und
    wirklich frisch von der Kuh ist, mit ¼ Liter Wasser auf-
    gekocht (sonst ohne das Wasser), ein gehäufter, mit kalter
    Milch angerührter Esslöffel Weizenmehl dazu geschüttet und
    mit etwas Salz noch einige Augenblicke gekocht. 
    Anstatt des Weizenmehles kann man auch Kartoffelmehl.
    Arrowroot (Pfeilwurzelmehl), Maizena (Maismehl) oder Tapioka ( ost-
    indischen Sago) nehmen, doch müssen, mit Ausnahme des
    Kartoffelmehls, alle diese Mehlarten 10 Minuten kochen.
    Nimmt man anstatt des Mehls Gries, so braucht man ½ 
    Tassenkopf voll, der ebenfalls mit kalter Milch angerührt
    und unter beständigem Rühren ½ Stunde gekocht wird.
     

  • 3. Leichte Bouillonsuppen

    Gerstenschleimsuppe (zwei Portionen)
    1/2 Tassenkopf großer Gerstengraupen, gut abgebrüht,
    wird, mit 1 Liter kaltem Wasser aufgesetzt, 1 ½ -2 Stunden
    langsam gekocht, durch ein Sieb gerührt und zu ½ Liter
    leichter Bouillon gegossen.


    Grießsuppe
    3 Esslöffel Gries werden mit etwas kalter Bouillon
    oder, in Ermangelung derselben, mit Wasser angerührt und
    in ½ Liter leichter Bouillon noch ¼ Stunde lang gekocht.


    Nudelsuppe
    2 Esslöffel selbstgefertigter Nudeln lässt man in ½ 
    Liter leichter Bouillon weichkochen, indem man sie in
    die kochende Bouillon schüttet.


    Semmelsuppe
    Man schneidet für 1 Pfennig Semmel in Scheiben
    und gießt einen viertel Liter kochende Bouillon darauf.
     

  • 4. Kräftige Bouillonsuppen

    Rindfleischbouillon
    1 ½ Pfund derbes Rindfleisch wird, in kleine Stücke
    geschnitten, mit 1 Liter kaltem Wasser, gut zugedeckt, ans
    Feuer gesetzt und 2–3 Stunden lang gekocht. Die so
    gewonnene Bouillon gießt man durch ein Sieb, tut
    2 Esslöffel voll gut ausgequollenen Gries, Reis oder
    Sago und etwas Salz hinein und lässt es noch einmal
    damit aufkochen.


    Kalbfleischbouillon
    ½ Pfund kleingeschnittenes Kalbfleisch wird mit
    1 Liter kaltem Wasser 2-3 Stunden gekocht, durch ein
    Sieb gegossen, gesalzen; wenn es erlaubt ist, werden einige
    geröstete Semmelschnitten hineingetan oder ein gehäufter
    Esslöffel Gries, der, mit kaltem Wasser angerührt, in
    der Bouillon noch garkochen muss.


    Taubenbouillon
    Eine ausgenommene Taube wird zerlegt mit ½ Liter
    kaltem Wasser angesetzt und 2 Stunden gekocht, die
    Flüssigkeit durch ein Sieb gegossen, gesalzen und ein 
    gehäufter Esslöffel Gries, mit kalter Bouillon angerührt,
    in ersterer weichgekocht.


    Hühnersuppe
    Ein ausgewachsenes Huhn wird gereinigt, mit zwei
    Liter kaltem Wasser angesetzt und zwei Stunden gekocht;
    dann nimmt man es heraus, löst das Fleisch von den
    Knochen, zerkleinert diese, tut Alles in die Bouillon,
    lässt es noch zwei Stunden kochen, und gießt es durch
    ein Sieb; das Fett wird rein abgeschöpft. Dann schmelzt
    man etwas frische Butter in einer kleinen Kasserolle,
    rührt einen Esslöffel feines Mehl darin klar, gießt 
    allmählich unter beständigem Rühren von der Bouillon
    etwas dazu und lässt dann das Ganze noch einmal mit
    einander aufkochen.


    Sehr kräftige Bouillon
    Hierzu gibt Dr. Schnee in Karlsbad das Rezept.
    1 Pfund kleingeschnittenes derbes Rindfleisch wird in eine
    von ihm erfundene luftdicht verschlossene Zinnbüchse
    getan, welche man nach dem Zusatz von drei Löffel
    kaltem Wasser schließt, in ein Gefäß mit kaltem Wasser
    stellt und 3—4 Stunden kochen lässt.
    Diese Bouillon eignet sich besonders für Kranke, deren
    Verdauung gelitten hat; ich weiß, dass Kranke während 
    der Karlsbader Kur wochenlang nur von solcher Bouillon
    leben. Als Ersatz für die Zinnbüchse kann man eine 
    starke Glasbüchse mit breiter Öffnung nehmen und dieselbe mit 
    Blase oder Guttapercha Papier (Gummiartiger, kautschukähnlicher
    Stoff auf dem eingetrockneten, koagulierten Milchsaft von
    verschiedenen Sapotengewächsen) verschließen.


    Bouillon aus Fleischextrakt
    Etwas Mohrrübe und Petersilienwurzel werden in
    ¼ Liter Wasser weichgekocht, durch ein Sieb gegossen; dann
    wird Gries, Sago oder mit Butter verrührtes Mehl dazu
    getan; hierauf tut man einen Teelöffel Fleischextrakt
    hinzu und lässt Alles noch einmal aufkochen.

     

  • 5. Stärkende Suppen

    Sagosuppe mit Wein
    1 Tassenkopf voll Tapioka lässt man in etwas Wasser
    aufweichen und mit einem Zusatz von Zitronenschale,
    Zimt, 2 Nelken und Zucker klar kochen; dann gießt
    man ¼ Liter Rotwein hinzu und lässt es noch einmal
    aufkochen.


    Biersuppe
    ¼ Liter einfaches Bier (Braunbier) wird mit etwas
    Kümmel und einigen Stückchen altem Brot tüchtig durch-
    gekocht, durch ein Sieb gerührt, mit einem Stückchen
    Butter und etwas Salz noch einmal aufgekocht und mit
    einem Ei und etwas Kartoffelmehl, in kaltes Bier gequirlt, abgezogen.


    Biersuppe mit Milch
    ¼ Liter Bier wird mit Zucker, Salz und etwas
    Butter gekocht; 1 Esslöffel Mehl wird in Milch klar
    gequirlt, unter fortwährendem Rühren hineingetan und
    aufgekocht.

  • 6. Getränke

    Apfelwasser
    Einige säuerliche, kleingeschnittene Äpfel werden ¼ 
    Stunde in etwas Wasser gekocht, durch ein Haarsieb
    gegossen, abgekühlt und mit Zucker dem Kranken als
    Getränk verabreicht.

    Brotwasser
    Einige Stückchen geröstetes Roggenbrot bleiben in
    etwas Kaltem Wasser 2 Stunden liegen; dann wird das
    Wasser abgegossen, Zucker und etwas Frucht- oder Zitronensaft zugesetzt.

    Hafergrütztrank
    1 Esslöffel Hafergrütze wird in ½ Liter Wasser weich-
    gekocht, durch ein Sieb gegossen und nach dem Erkalten
    Zucker und Rotwein zugesetzt.

    Reiswasser
    5–6 Loth (1 Loth = 16,666g; 5-6 Loth entsprechen 80-100g)  Reis
    werden ½  Stunde in 1 Liter Wasser gekocht, die Flüssigkeit durchgegossen,
    mit Zucker und etwas Zitronensaft vermischt.

    Eierwasser
    1 Eidotter wird mit 2 Teelöffel gestoßenem Zucker
    schaumig geschlagen und mit 1 Liter kaltem Wasser und
    2 Löffel Rotwein vermischt.

    Limonade von Rotwein
    1 Glas kaltes Wasser wird mit 1–2 Esslöffel gutem
    Rotwein, etwas Zitronensaft und Zucker vermischt.
    Ich mache darauf aufmerksam, dass mir Fruchtsirup für
    Kranke durchaus nicht zuträglich erscheint, weil
    die Verdauung dadurch leidet. Im Anfang wird freilich
    das Getränk, welches keinen oder wenig Zucker enthält,
    nicht so gern genommen, doch ist das nur 
    Gewohnheitssache; das so süße Getränk wird den Kranken leicht
    widerlich. Ein sehr erquickendes Getränk für Magen- und
    Schleimhautkranke ist starker schwarzer Tee oder Kaffee
    teelöffelweise in ein Glas kaltes Wasser getan.
     

  • 7. Gelees und andere süße Speisen

    Weingelees
    2 gut gereinigte Kalbsfüße werden mit 1 ½ Liter
    Wasser so lange gekocht, bis sie auseinandergehen und
    das Wasser zur Hälfte eingekocht ist, dann durch ein Sieb
    gegossen und mit 2 Esslöffel Zucker, etwas Zitronenschale
    und ¼ Liter gutem Weißwein langsam etwas gekocht.
    Dann gießt man die Masse durch ein feines Tuch und
    lässt sie erkalten.


    Apfelgelee
    12—15 gut gewaschene säuerliche Äpfel, die man
    vorher in Stücke zerschnitten, lässt man in 1 ½ Liter
    Wasser weichkochen, gießt Alles durch ein feines Tuch,
    fügt so viel Zucker hinzu, dass auf 1 Pfund Flüssigkeit
    ½ - ¾   Pfund Zucker kommen, lässt es zu einem dicken
    Sirup einkochen und gießt es dann in ein Gefäß.
    Die im Sieb zurückgebliebene Masse kann man auch noch
    verwenden, indem man sie so auspresst, dass nur die
    Schalen zurückbleiben. Mit Zucker vermischt, wird dieses
    Mus gern genossen. Um recht schönes weißes Apfelmus zu erhalten, 
    schneidet man einige geschälte Äpfelklein,
    kocht sie ohne das Kernhaus mit wenig Wasser weich,
    schlägt die Masse durch und versüßt sie nach Geschmack.


    Weingelee aus Salep 
    2 gehäufte Teelöffel werden mit kaltem Wasser angerührt,
    in ¼ Liter kochendem Wasser ausgequollen und
    mit 1/8 Liter Rotwein, Zucker, Zitronenschale und Saft
    noch einmal aufgekocht.
    (Salep = Mehl aus den getrockneten Wurzelknollen verschiedener Erd-Orchideen)


    Milchreis
    ½ Tassenkopf Reis wird mehrere Stunden eingewässert,
    3-mal abgebrüht und dann in ½ Liter Milch
    mit Zitronenschale und Zucker weichgekocht. Sobald er
    erkaltet ist, serviert man ihn mit Fruchtsaft, den man 
    etwas verdünnt. Oder man bereitet eine Sauce: Zu
    1/8 Liter Wasser, das mit Zitronenschale, Zimt, Zucker
    und Wein (von letzterem ein Glas voll) gekocht hat, rührt
    man einen Teelöffel in kaltem Wasser ab gequirltes
    Kartoffelmehl, Arrowroot oder Maizena und lässt dies
    noch 7-10 Minuten kochen.


    Milchgries
    1 knapper Tassenkopf feiner Gries wird in etwas
    kalter Milch eingerührt und unter beständigem Rühren in
    11/2 Liter Milch gekocht. Nach Zusatz von etwas Zucker,
    Zitronenschale und (nach Erlaubnis) etwas Vanille wird
    der weichgekochte Brei in eine mit kaltem Wasser aus-
    gespülte Form geschüttet, erkaltet und umgestürzt. Dazu
    gibt man dieselbe Sauce wie zum Milchreis.


    Rote Grütze
    Wenn man eigenbereiteten Fruchtsaft hat, so kocht
    man ¼ Liter Himbeer-, ¼ Liter Johannisbeer- und
    1/8 Liter Kirschsaft leicht auf und setzt unter beständigem
    Rühren 2–3 Esslöffel in Wasser klar gerührtes Mais-,
    Reis- oder Kartoffelmehl, auch Arrowroot hinzu, lässt es
    weichkochen und serviert es kalt.
    Oder: 2 Esslöffel in Wasser angerührten feinen Gries
    oder Tapioka kocht man mit Zucker in 1/8 Liter Wasser
    gar und lässt dies nach Zusatz von ½ Tassenkopf Roth-
    Wein noch einmal aufkochen.

    Zwischenspeisen
    welche dem Kranken auch als Frühstück gegeben werden
    können. Es gehören dazu vor Allem die verschiedenartig
    belegten Semmelscheiben, z. B. mit Kalbs- oder Rinder-
    braten, roher Schinken, gewiegt oder ganz fein geschnitten;
    auch gut entwässerte Sardelle oder Hering, welche besonders
    appetitreizend sind.


    Haché von Kalbfleisch
    ½ Pfund derbes Kalbfleisch, gargekocht, wird fein
    gewiegt; dann schmelzt man etwas frische Butter, rührt
    1 Löffel Weizenmehl darin klar, gießt Bouillon dazu,
    fügt nach dem Aufkochen das gewiegte Fleisch hinzu,
    falzt es und lässt es noch kurze Zeit ziehen. In gleicher
    Weise bereitet man Haché von Huhn, Taube, Kalbsmilch (Kalbsbries),
    Kalbszunge u. s. w.


    Frikassee von Huhn, Taube, Kalbsmilch
    Das gut gereinigte Fleisch wird mit Salz weich-
    gekocht, durch ein Sieb gegossen und in kleine Stücke
    geschnitten. Dann rührt man in zerlassener Butter 1 Löffel
    Weizenmehl klar und lässt es mit etwas Bouillon zu
    einer seimigen Sauce kochen; mit einem Ei und einer
    Messerspitze Kartoffelmehl, in Wasser gequirlt, rührt man 
    diese Sauce ab, tut den Saft einer halben Zitrone,
    etwas Schale und das geschnittene Fleisch hinein und
    lässt es noch einige Zeit auf einer heißen Stelle ziehen.

  • 8. Gebratene und gedünstete Fleischspeisen

    Beefsteak
    Eine zwei Finger starke Scheibe von Rindslende wird
    von Haut und Fett befreit und auf beiden Seiten mit
    Salz eingerieben. Dann tut man ein Stückchen Butter
    in eine Pfanne, lässt sie kochen, bis sie nicht mehr zischt,
    legt das Fleisch hinein und lässt dieses auf beiden Seiten
    nur so lange braten, bis es nicht mehr roh ist. Sobald
    man sich durch einen kleinen Einschnitt überzeugt hat, dass
    es gut ist, richtet man es dem Kranken ohne die fette
    Sauce an, welche diesem nichts nützt.


    Gedünstetes (geschmortes) Rindfleisch
    1 Pfund derbes Rindfleisch wird wie oben angegeben 
    zubereitet, mit einem guten Stück Butter (1/8 Pfund),
    etwas Brotrinde, 3 Esslöffel kaltem Wasser gut zugedeckt
    ans Feuer gesetzt und langsam gedünstet. In gleicher
    Weise dünstet man Kalbfleisch und Wildbret.
     

    Gedünstetes Huhn, Taube
    Ein junges, gut gereinigtes Huhn (Taube) wird mit
    der Brust in etwas zerlassene Butter gelegt, gesalzen, gut
    zugedeckt und langsam weich gedünstet. Ist die Butter
    sehr eingebraten, so tut man löffelweise Bouillon oder
    heißes Wasser dazu. Alles gedünstete Fleisch muss in 
    irdenem Geschirr aufgesetzt werden.
     

    Gebratenes Huhn
    Man trennt von dem gut gereinigten Huhn Brust und
    Keulen, entfernt von beiden die Haut, klopft das Fleisch,
    bestreut es mit Salz und brät es langsam in gelbbraun
    gewordener Butter weich. Den Rest des Tieres benutzt
    man zur Bouillon.
     

  • 9. Gemüse

    Linsen- oder Bohnenmehlbrei
    2 Löffel Linsen- oder Bohnenmehl werden mit etwas
    Weizenmehl in kalter Bouillon oder Wasser angerührt, in
    1/2 Liter kochende Bouillon getan und unter beständigem
    Rühren gekocht. Etwas Fleischextrakt oder feingewiegtes
    Fleisch kann man nach Belieben dazutun.
     

    Grüne Bohnen
    Bohnen werden feingeschnitten, gewaschen, schwach
    gesalzen, in Wasser einmal aufgekocht und abgegossen.
    Dann lässt man sie entweder wieder mit kochendem
    Wasser garkochen, gießt dieses ab und lässt die Bohnen
    mit einem Stückchen frischer Butter ziehen, oder man
    setzt sie in siedender Bouillon auf. Dann tut man ein
    Stückchen Butter in eine Pfanne, lässt 1 Esslöffel Mehl
    darin schwitzen, gießt die Bohnenbrühe dazu, lässt es
    klarkochen und die Bohnen darin durchziehen.


    Mohrrüben
    werden geputzt, gewaschen, in kleine Stücke geschnitten
    und wie die Bohnen bereitet.
     

    Spinat
    putzt man, indem man die Wurzeln, die Keimblättchen
    und groben Stiele abschneidet; dann wird er mehrere mal
    gewaschen, in schwachem Salzwasser aufgekocht, abgegossen
    und ganz fein gewiegt. Dann schwitzt man frische Butter
    mit etwas Mehl, gießt kochende Brühe hinein, lässt
    dies klarkochen, tut den Spinat hinein und lässt ihn
    langsam ziehen.

    Gemüse von Staudensalat und Endivien
    bereitet man in gleicher Weise.
     

  • 10. Kompott

    Beerenkompott
    bereitet man aus Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Kirschen,
    Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren,
    Heidelbeeren, Brombeeren, Maulbeeren und Preiselbeeren, indem
    man sie ohne jegliches Gewürz, mit Zucker und sehr
    wenig Wasser kocht. Selbstverständlich werden sie, je
    nach ihrer Art, geschält und ausgekernt. Sämtliche
    Beerenfrüchte sind ihrer kleinen Kerne wegen durch ein 
    Sieb zu streichen.
     

    Mohrrüben Kompott
    bereitet man, indem man die Rüben abputzt und kleinschneidet,
    mit kaltem Wasser ansetzt, halb weichkocht und dann abgießt.
    Sie werden dann mit Zucker, etwas Wasser und einigen Nelken
    weichgekocht; den Saft kann man später noch einmal abgießen und einkochen.
    Ist dem Kranken Rotwein zur Stärkung verordnet
    und dieser nimmt ihn nicht gern, so kann man Zwieback
    oder geröstetes Brod in den Wein tauchen und dies dem
    Kranken reichen.

Diese angeführten Speisen sind selbst für verwöhnte Rekonvaleszenten ausreichend; werden weitere Delikatessen gewünscht und erlaubt, so geben Kochbücher die Anleitung dazu, doch müssen scharfe Gewürze und alle ins Blut gehende, reizende Sachen vermieden werden.