Hunderte Rotkreuz-Einsatzkräfte aus Sachsen engagierten sich im Katastrophengebiet. Vor Ort waren unter anderem Mitglieder des Kriseninterventionsteams des DRK aus Zittau, welche den traumatisierten Menschen vor Ort Halt und Perspektive gaben oder auch die Schnelleinsatzgruppe Versorgung des DRK Döbeln-Hainichen, welche in Sinzig einen Verpflegungspunkt für Einsatzkräfte und Bewohnerinnen und Bewohner einrichteten. Nicht zuletzt war auch die humanitäre Logistik aus Sachsen gefragt und organisierte dringend gebrauchte Hilfsgüter. Viele Einsatzstunden wurden aufgewendet, um in Grafschaft einen Verpflegungsplatz für 10.000 Mahlzeiten pro Tag zu betreiben. „Der Umfang sächsischer Zeitspenden machen uns stolz und dankbar zu gleich. Sie führen uns gleichermaßen vor Augen, wie wichtig ehrenamtliches Engagement im Bevölkerungsschutz ist. Gerade im Angesicht der jüngsten Krisen und Katastrophen brauchen wir langfristig eine Stärkung des Ehrenamtes“, so Dr. Nicole Porzig, Mitglied des Vorstandes im DRK Landesverband Sachsen e.V.
Eine der wichtigsten Lehren für das Deutsche Rote Kreuz in Sachsen: die eigene Einsatzfähigkeit, unabhängig von staatlichen oder kommunalen Entscheidungen, auszubauen. Daher wurde im Roten Kreuz Sachsen ein überwiegend aus Spendenmitteln finanziertes Investitionsprogramm in Höhe von 1,5 Millionen Euro aufgelegt, um Fahrzeuge und Einsatzmittel zu beschaffen. Diese Landesverstärkung wird unter anderem aus speziellen Anhängern für die Wasserrettung bestehen wie auch aus Fahrzeugen, die z.B. Beratungsangebote und Soforthilfen für Betroffene direkt vor Ort im Schadensgebiet anbieten können.
Sachsen ist durch die schmerzlichen Erfahrungen von 2002, 2010 und 2013 gut auf Hochwasserlagen vorbereitet. Trotzdem gibt es auch für den Freistaat Verbesserungspotential. Erstens sind Sturzfluten in Tallagen wie im Ahrtal auch in Sachsen möglich und die Einheiten des Bevölkerungsschutzes dafür unzureichend ausgestattet. Sie verfügen weder über Allradfahrzeuge, noch können sie über einen längeren Zeitraum autark agieren. Zweitens wurde am Beispiel des Unglücks im Ahrtal sichtbar, dass durch Eigenbetroffenheit lokale Entscheidungsstrukturen nicht mehr in der Lage sind ihren Krisen-Aufgaben nachzukommen. Sinnvoll ist es daher, dass zukünftig auch der Freistaat selbst den Katastrophenfall ausrufen kann. Drittens fehlt es an einer Gefährdungsanalyse für Sachsen und darauf aufbauende, einheitliche Einsatzkonzepte, insbesondere für die Betreuung von Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg.
In Anbetracht von alten und neuen Krisenszenarien wie Pandemie, Energie- und Versorgungskrisen, Krieg und Naturkatastrophen appelliert das Deutsche Rote Kreuz auch an die Bevölkerung sich besser vorzubereiten. „Wir haben in den letzten 30 Jahren verlernt Lebensmittel und Getränke zu bevorraten, einen Tag ohne Strom zurechtzukommen, unsere Erste Hilfe Kenntnisse aktuell zu halten und Warnungen ernst zu nehmen. Wir sollten uns auch mental darauf vorbereiten, zumindest kurzfristig nicht die Hilfen zu erhalten, an die wir uns im Alltag gewöhnt haben. Katastrophenschutz beginnt bei der Eigenvorsorge und geht jede Bürgerin und jeden Bürger an“, so Dr. Nicole Porzig.